Adventsgruß von al hayat e.V 2016

Advent 2016

Liebe Vereinsmitglieder und Freunde von al hayat e.V.,

im Namen des gesamten Vereins grüße ich Sie ganz herzlich.

Schon wieder sind 12 Monate vergangen und ich habe manchmal das Gefühl, dass sich die Uhren von Jahr zu Jahr schneller drehen. Die politischen und weltgeschichtlichen Ereignisse überschlagen sich und halten uns in Atem. Was können wir tun? Neben aller Verunsicherung, beispielsweise bezüglich der in Deutschland ankommenden Ströme von Geflüchteten, zeigt sich doch an vielen Stellen, dass eine große Bereitschaft herrscht, den Menschen mit Offenheit und Neugier zu begegnen.

Zum Glück gibt es diese Räume. In Deutschland, so wie auch im Libanon. Die Einrichtung Baytouna al Jadid, die wir mit unserer Vereinsarbeit unterstützen, lebt von diesem Austausch und dem echten Interesse des einen am anderen. Ich bin immer wieder neugierig auf die Geschichten der Neuankömmlinge vor Ort und so will ich auch dieses Mal eine davon mit Ihnen teilen:

Saleh, ein 21jähriger Mann aus Aleppo, kam über eine UN-Organisation zu Baytouna al Jadid. Er wurde, ja man kann es fast so sagen, „abgesetzt“ in der Einrichtung. Der junge, schwer abgemagerte Mann besaß keine Ausweispapiere und Kontakte zu seinem Heimatland waren nicht bekannt. Es sei auch nicht klar gewesen, ob er sprechen könne. Er besaß nur eine Niere und es bestand die Vermutung, dass ihm die zweite Niere operativ entfernt wurde, um sie – in Zeiten des Krieges – zu verkaufen. Als ich Charbel Sfeir, den Leiter und Begründer der Einrichtung frage, wie es Saleh heute geht, erzählt er, dass er sich langsam eingewöhnt und in den vergangenen Monaten 5 Kilo zugelegt hat. Er spricht durchaus und erzählt nach und nach von seiner Familie: dem Vater, der ihn zurückgelassen habe und der Mutter, die verstorben sei. Mit Saleh leben nun vier Syrer in der Einrichtung.
Es wäre romantisierend zu behaupten, Baytouna al Jadid könnte sich allein von diesen positiven Begegnungen nähren. Nein, die harten Fakten drehen sich letztlich immer wieder um die nötigen Finanzen. Im vergangenen Jahr hat die Einrichtung die staatliche Unterstützung von 40.000 Euro erhalten. Das klingt erst einmal nach einer ordentlichen Summe Geld. Die sich jedoch schnell relativiert, bedenkt man, dass im Jahr zuvor die Gelder völlig ausgeblieben sind. Dass diese jedoch dringend notwendig sind, zeigt die Tatsache, dass das Heim inzwischen 20 Personen beherbergt. Nur noch 3 Personen kommen täglich zusätzlich als Externe in die Werkstatt.

Die Arbeit von Baytouna al Jadid lässt sich nur mit vielen freiwilligen Helfern und Unterstützern bewältigen. Im vergangenen Jahr schickte die libanesische Pfadfinderbewegung beispielsweise insgesamt 300 junge Menschen, die die Einrichtung von innen und außen frisch gestrichen haben. Zwei Etagen des Hauses werden inzwischen benötigt, um alle Bewohner unterzubringen.

Neben al hayat e.V. und einem französischen Hilfsverein gibt es inzwischen einen weiteren Unterstützerkreis in Österreich. Charbel Sfeir, der Begründer der Einrichtung, ist nach wie vor für die Verbreitung der Idee von Baytouna al Jadid „unterwegs“ und zieht sich langsam aus den alltäglichen Verantwortlichkeiten in der Einrichtung zurück. Ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung von Baytouna al Jadid. Nelly ist nun Verantwortliche des Heims und Nathalie ist für die Werkstatt zuständig. Wir von al hayat e.V. haben im vergangenen Jahr 7000 Euro in den Libanon überwiesen. Danke an alle, die dies möglich gemacht haben!

Wir freuen uns immer über den direkten Austausch mit Ihnen. Kontaktieren Sie uns, wenn  Sie mehr erfahren möchten. Oder besuchen Sie unsere Website www.alhayat.de. In diesem Sinne wünsche Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.

Herzliche Grüße,

Heide Rieder (Schriftführerin)

Heide Rieder