Der Libanon

Das Wort Libanon kommt aus dem semitischen Sprachgebrauch und heißt ins Deutsche übersetzt „weiß“ (wegen der schneebedeckten Berge des Landes). Der Libanon, genauer gesagt die Republik Libanon ist mit 10 452 km², halb so groß wie das Bundesland Hessen. Er liegt am Mittelmeer mit einem 250 km langen Küstenstreifen, aber auch mit Bergen bis zu 3 000 m Höhe.

Mächtige Zedern und Pinienwälder bedecken die Bergflächen. Das wasserreichste Land des Orients durchziehen viele Flüsse, die sich durch Bergschluchten den Weg zum Meer bahnen.

Ungefähr vier Millionen Einwohner besiedeln das Land. Es gibt 17 Religionen.
53 % sind Moslems, 40 % Christen und 7 % Drusen. Die Menschen leben insbesondere vom Handel und etwas Landwirtschaft.
Der wieder aufkeimende Tourismus entwickelt sich mehr und mehr zur Erwerbsquelle im Dienstleistungsbereich.

Chronologie

30 000 v. Chr. : Ältester Fund von Menschenknochen
5000 v. Chr. : Hinweise auf Ackerbau bei Jbeil
3500 v. Chr. : Kupferzeit, Fund eines Grabmals in Jbeil
2800 v. Chr. : Erste Stadtstaaten (Beirut, Saida,Tyr)
1600 v. Chr. : 4 Jahrhunderte Handel der Städte mit Ägypten und Griechenland unter Vorherrschaft der Ägypter
1100 v. Chr. : 3 Jahrhunderte Blütezeit der Phönizier (Libanesen) durch Handel im Mittelmeerraum mit Schmuck, Töpfereien usw.
877 v. Chr. : Besatzung durch die Assyrer (Babylonien) und danach durch die Perser
333 v. Chr. : 3 Jhde. Besatzung durch die Griechen (Alexander d. G.)
64 v. Chr. : 6 Jhde. römische Kolonie, davon 2 Jhde. Ost-Rom (Byzanz). Baalbek ist Handelszentrum der Karavanen von Asien nach dem Vorderen Orient. Exportwaren aus dem Libanon sind: Olivenöl, Seide und Glasbläserei, Bau des Bacchus- und Jupitertempels mit 23 m hohen Säulen in Baalbek
610 n. Chr. : Über fünfhundert Jahre regieren verschiedene Kalifen, davon drei Jahrhunderte die Fatimiden (Druzen)
1096 n. Chr. : Erster Kreuzzug, Besetzung der Küste und der Bau von Burgen. Europa lernt so den arabischen Lebensstil kennen. Orangen, Rohrzucker, Sirup und Teppiche werden nach Europa gebracht, weitere Kreuzzüge folgen bis zur Vertreibung durch die Mamelouken
1291 n. Chr. : Die Mamelouken, türkischen Ursprungs und ehemalige Sklaven in Ägypten übernehmen die Herrschaft des ägyptischen Reichs
1516 n. Chr. : Osmanen (Ottomanen, türkische Sunniten) gründen das Empire Istanbul und besetzen den Libanon fünfhundert Jahre
1600 n. Chr. : Militärische und kulturelle Beziehungen zur Toscana (Italien) bringen Auswirkungen auf den orientalischen Lebensstil im Libanon: Ziegeln, Marmor usw. halten Einzug
1800 n. Chr. : Bachir Chehab, gebürtiger Christ und durch die Heirat zum Moslem geworden baut das Schloß, Beit ed Dine
1920 n. Chr. : Mit Ende des ersten Weltkriegs verliert die Türkei die Vorherrschaft im Libanon. Frankreich übernimmt das Mandat über Syrien und den Libanon (Grand Liban)
1943 n. Chr. : Wegen der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen wird der Libanon durch den Druck Englands (Stichwort: Exilregierung) in die Unabhängigkeit entlassen. Ein nationaler Pakt wird geschlossen, der die Zusammensetzung des Parlaments unter Berücksichtigung der verschiedenen Religionen regelt. Die Aufgaben werden entsprechend verteilt, was bis heute berücksichtigt wird: Ein Christ wird Präsident, ein sunnitischer Moslem wird Prime Minister und ein schiitischer Moslem wird Parlamentspräsident
1975 n. Chr. : Kriegsbeginn, zunächst zwischen Christen und Palästinensern. Der Krieg weitet sich über alle Volksgruppen aus und schließlich wird der Libanon zum „Spielfeld“ für viele arabischen Länder sowie Rußland und die USA. Internationale Konflikte werden über dieses kleine Land ausgetragen
1990 n. Chr. : Offizielles Ende mit der Vertreibung des Generals Michael Aouns
1992 n. Chr. : Der reiche Sunnite, Rafic Hariri wird Prime Minister und unternimmt, nicht ganz uneigennützig, große Anstrengungen um Beirut und den Libanon wieder aufzubauen
2000 n. Chr. : Israel verlässt die Besatzungszone im Süden Libanons. Ein wichtiger Schritt im Friedensprozess des Nahen Ostens ist getan. Trotzdem besetzen weiterhin ca. 30.000 syrische Soldaten sowie unzählige Hisbollah Kämpfer (über Syrien gekommene, strenggläubige, moslemische Iraner) das Land.
2005 n. Chr. : Nach der Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik al- Hariri am 14. Februar 2005 bei einem Bombenanschlag  in Beirut, gerät der Libanon in eine tiefe interkonfessionelle Krise, die bis heute andauert. Als Folge seiner Ermordung bricht die sogenannte „Zedernrevolution“ aus, die den Abzug syrischer Truppen fordert, was im April 2005 schließlich geschieht.

2006 n. Chr. : Der zweite Libanonkrieg bricht aus. Vom 12. Juli bis zum 14. August 2006 führt Israel einen Krieg gegen die Hisbollah im Libanon, nachdem diese zwei israelische Soldaten im israelisch-libanesischen Grenzgebiet gefangen genommen hatte. Große Zerstörungen im Süden des Libanons sind die Folge. Seit Ende der Kriegshandlungen sichert die UN-Friedenstruppe UNIFIL den Süden des Landes.

2015 – 2019 n. Chr. : Bis zum Jahr 2019 kommen infolge des syrischen Bürgerkriegs mehr als eine Million Syrer zusätzlich zu der schon großen Zahl geflüchteter Palästinenser in den Libanon.

2019 n. Chr. : Nachdem am 17. Oktober 2019 die Pläne der libanesischen Regierung bekannt werden, neue Steuern zu erheben, kommt es zu Protesten. Es wird gegen Korruption, Misswirtschaft und tägliche Not demonstriert. Selbst nachdem Ministerpräsident Saad Hariri (Sohn von Rafik al- Hariri) eine Reihe von Reformen verkündet, gehen die landesweiten Proteste weiter. Daraufhin tritt Ministerpräsident Hariri am 29. Oktober zurück.

2020 n. Chr. : Der neue Ministerpräsident Hassan Diab erklärt am 7. März 2020, das Land könne fällige Kredite nicht bedienen. Der Libanon steht kurz vor einem Staatsbankrott.