Bericht von Maria L. – Nichte von Charbel Sfeir, lebt und studiert in Deutschland und hat von September bis November 2022 im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum in der von uns unterstützten Einrichtung gemacht
Drei Monate durfte ich (im Rahmen eines Praktikums) in Baytouna al Jadid mit leben, essen, singen und lachen. Die Zeit war so tiefgreifend und herzergreifend, trotz schwieriger Umstände.
Auf den Bildern kann man sehen, wie wir gemeinsam den Unabhängigkeitstag gefeiert, mit Gästen vom Malteser Orden eine Messe gefeiert oder die Wände mit selbstgemalten Bildern dekoriert haben. Unzählige solcher Bilder sind in meinem Herzen geblieben.
Anfangs war es für mich sehr ernüchternd die Auswirkungen der wirtschaftlichen und politischen Lage im Libanon mitzuerleben.
Das Atelier (Bildungs-/ Förderstätte) musste im Sommer 2022 geschlossen werden, viele Menschen mit Behinderung mussten zu ihren Familien zurückkehren und ein paar Mitarbeiter:innen gekündigt werden. Und das alles, weil das Geld fehlt. Der Staat zahlt kein Geld mehr, die Familien der Bewohner:innen können nichts zahlen. Die Einrichtung lebt aktuell nur von Spenden und hat damit keine stabile, finanzielleEinnahmequelle. Das hat man auch vor Ort gespürt. Die Sorge, wie man den morgigen Tag finanzieren soll, ist stetig da (besonders im Winter). Man kann nur an morgen denken, nicht an übermorgen oder die Zukunft. Es reduzierte sich, gezwungener Maßen, alles auf das Notwendigste, das Überleben. Den ganzen Tag zu Hause sein, zusammen sitzen, kaum Beschäftigung, nur 3 Stunden am Tag Strom haben, mit der Hand waschen müssen, einfach überleben. Selbst dafür ist das Geld nicht ausreichend. Das zu sehen, tat weh, besonders weil dieser Ort zuvor ein lebendiger Förder- und Bildungsort war. Gleichzeitig spürte ich, dass aufgeben keine Option ist.
Neben all dieser Schwere und Belastung saß ich mit den Menschen zusammen konnte mit ihnen lachen, singen und einfach sein.
Ich habe die 3 Monate genutzt, um mit den Bewohner:innen gemeinsam kleine Aktionen zu starten. Wir haben Bilder gemalt und damit die Zimmer dekoriert, Fingernägel lackiert, hübsche Frisuren gemacht, Uno gespielt, gebacken, gemeinsam gesungen, gefeiert und gelacht. Die starke Gemeinschaft vor Ort ist ein solch starkes Fundament, das die Bewohner:innen von Baytouna al Jadid durch diese schweren Zeiten trägt. Mich beeindruckte, wie zufrieden und glücklich die Menschen sind, obwohl sie täglich mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen haben.





